CO2 - Bilanzierung


Hier finden häufig gestellte Fragen mit den Antworten zum Bereich CO2 von cubemos.

Wenn der Baustellenstrom vom Auftraggeber bereitgestellt wird und der Stromvertrag nicht vom eigenen Unternehmen abgeschlossen wird, gehört der verbrauchte Strom auf der Baustelle dann zu Scope 2 oder Scope 3?

In diesem Fall zählt der Stromverbrauch nicht zu Ihrem Scope 2, da Sie den Stromvertrag nicht selbst abschließen und somit keinen direkten Bezug zum Strombezug haben. Der Verbrauch fällt stattdessen unter Scope 3 (eingekaufte Güter und Dienstleistungen) Ihres Unternehmens. Für den Auftraggeber, der den Stromvertrag abschließt, wird derselbe Verbrauch als Scope 2-Emission erfasst.

Wie werden die CO₂-Emissionen aus der Entsorgung verkaufter Produkte (Scope 3.12) berücksichtigt, wenn unsere Produkte größtenteils recyclingfähig sind?

In Scope 3.12 werden die Treibhausgasemissionen aus der Entsorgung der Produkte am Ende ihrer Lebensdauer erfasst. Dabei berücksichtigt man die voraussichtlichen Entsorgungswege – also Recycling, Deponie, Verbrennung oder andere Verfahren. Für jede Route werden Standard-Emissionsfaktoren angewendet. Praktisch bedeutet das: Sie schätzen oder nutzen branchenspezifische Statistiken, wie viel Prozent Ihrer Produkte typischerweise recycelt werden und wie viel in andere Entsorgungswege fließt. Beispiel: 80 % Stahl werden recycelt, 20 % gehen in andere Entsorgungswege. Auf dieser Basis werden die CO₂-Emissionen für Ihre Produkte in Kategorie 12 berechnet.

Scope 3.7: Wie gehe ich in der Erhebung des Pendelverhaltens vor, wenn die Kraftstoffart nicht abgefragt wurde?

Fehlende Angaben zur Kraftstoffart werden in der Praxis meist durch Annahmen auf Basis nationaler Durchschnittswerte oder standardisierter Emissionsfaktoren ersetzt. Wichtig ist, dass die genutzte Datenquelle sowie die getroffenen Annahmen transparent dokumentiert werden.

Üblich ist es, die Pendelstrecke und den Verkehrsträger (z. B. Pkw, ÖPNV, Fahrrad, zu Fuß) abzufragen und mit passenden Emissionsfaktoren zu verknüpfen. Viele Datenbanken berücksichtigen bereits durchschnittliche Kraftstoffverteilungen oder Verbrauchswerte pro Distanz, sodass auch ohne genaue Angabe der Kraftstoffart belastbare Ergebnisse möglich sind.

Fällt auch der Kraftstoff von geleasten Fahrzeugen unter 3.8 leased assets?

Das hängt davon ab, wer das Fahrzeug betreibt:

  • Operatives Leasing (Nutzungsüberlassung mit eigenem Betrieb): Wird das Fahrzeug vom Unternehmen betrieben und den Mitarbeitenden inklusive Kraftstoff zur Verfügung gestellt, fallen die Emissionen aus dem Kraftstoffverbrauch unter Scope 1 (direkte Emissionen).
  • Finanzielles Leasing oder externer Betrieb: Wird das Fahrzeug hingegen von einem externen Anbieter betrieben (z. B. Mietwagen mit Kraftstoff, Taxi, Carsharing), zählen die Emissionen zu Scope 3.6 Geschäftsreisen (Business Travel).

Unter welchen Scope fallen genutzte Rechenzentren?

Wenn ein Unternehmen ein eigenes Rechenzentrum betreibt, wird der Stromverbrauch in Scope 2 bilanziert.
Werden hingegen externe Rechenzentren oder Cloud-Services genutzt, zählt der damit verbundene Stromverbrauch zu Scope 3.1 Eingekaufte Güter und Dienstleistungen, da die Emissionen beim Dienstleister entstehen.

Scope 3.5: Die Abfallmengen lassen sich relativ leicht erfassen. Aber wie wichtig ist die Entsorgungsart – und wie kann man pragmatisch an diese Daten kommen?

Die Entsorgungsart ist entscheidend, da die Wahl des Emissionsfaktors direkt davon abhängt, ob Abfälle recycelt, verbrannt oder deponiert werden. In der Praxis ist es oft schwierig, diese Informationen detailliert zu erhalten. Wenn keine genauen Angaben vorliegen, können Sie mit Durchschnittswerten oder branchenspezifischen Studien arbeiten – etwa mit Annahmen wie: Papierabfälle werden zu rund 90 % recycelt und zu 10 % verbrannt.

Muss ich eine Scope-3-Kategorie berichten, wenn ich sie als nicht wesentlich identifiziert habe?

Für die Erfassung von Scope-3-Kategorien gilt die 5-%-Signifikanzgrenze im Rahmen der Vollständigkeit der Treibhausgasbilanz. Ob eine Kategorie in die Bilanz einbezogen werden muss, hängt daher nicht von der Wesentlichkeitsanalyse nach CSRD ab, sondern ausschließlich von dieser quantitativen Grenze.

Kann man CO₂e auch berechnen, ohne vorher Warengruppen zugeordnet zu haben?

Ja, in Form eines sogenannten groben spend-based Ansatzes: Dabei werden Durchschnitts-Emissionsfaktoren pro Euro Ausgaben auf Gesamtumsätze oder Einkaufsvolumen angewendet. Das ermöglicht erste Orientierungswerte – insbesondere bei unvollständiger Datenlage.

Wichtig: Die Aussagekraft ist begrenzt, weil keine Differenzierung zwischen CO₂-intensiven und -armen Warengruppen erfolgt. Unsere Empfehlung: Mindestens eine grobe Warengruppenzuordnung einführen, um relevante Emissions-Hotspots identifizieren und gezielt Maßnahmen ableiten zu können.

Gibt es hier Bestrebungen, Berechnungsmodalitäten seitens Regulierung etc. vorzugeben oder zu spezifizieren?

Derzeit gibt es noch keine einheitlich vorgeschriebene Berechnungsmethodik, z. B. für Fuhrparkemissionen. Es wird aber erwartet, dass sich in den nächsten Jahren durch bessere Datengrundlagen, Standardisierung (GHG Protocol, ESRS) und technologische Entwicklung einheitlichere Methoden etablieren. Bis dahin gilt: Transparenz zur Methode ist entscheidend, und je genauer die Daten, desto besser die Steuerungswirkung.

Wie werden Emissionen aus IT-Diensten wie Webinaren oder Office 365 berücksichtigt?

Für IT-Dienste wie Webinare oder Office365 kann man Nutzungsdaten (z. B.Useranzahl, Datenvolumen, Laufzeit) erfassen und mit passendenEmissionsfaktoren multiplizieren. Faktoren gibt es z. B. für Datenübertragung, Cloud-Serverbetrieb oder Videokonferenzen. Office365 läuft i. d. R. über Scope 3, eigene Server ggf. unter Scope 2 (Stromverbrauch).

Können „spend-based“ und „activity-based“ Daten kombiniert werden?

Ja – das ist insbesondere im Scope 3 Teil der etabliertenPraxis gemäß GHG Protocol. In der Realität stehen nicht für alle Lieferketten oder Aktivitäten Primärdaten zur Verfügung. Daher kombinieren viele Unternehmen ausgabenbasierte und aktivitätsbasierte Ansätze, um ein möglichst vollständiges und belastbares Emissionsinventar zu erstellen.

Wie vergleichbar ist der CCF zwischen Unternehmen, wenn unterschiedliche Methoden verwendet werden (z. B. Realverbrauch vs. gefahrene Kilometer)?

Unterschiedliche Erfassungsmethoden führen dazu, dass der CorporateCarbon Footprint (CCF) zwischen Unternehmen nur bedingt vergleichbar ist – insbesondere in Scope 3. Dennoch ermöglichen detailliertere, aktivitätsbasierte Daten eine deutlich bessere interne Steuerung, etwa bei Reduktionszielen oder in der Kommunikation mit Stakeholdern.

Transparenz über die verwendete Methode ist hierbei zentral.

Führt die doppelte Wesentlichkeitsanalyse dazu, dass ich Scope-3-Kategorien mit geringem Einfluss aus meiner THG-Bilanz weglassen kann?

Nein – gemäß CSRD und ESRS E1 muss das Treibhausgas-Inventar vollständig sein und alle relevanten Emissionen, einschließlich Scope 3, umfassen. Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse dient nicht dazu, Kategorien im Vorfeld auszuschließen, sondern hilft dabei, den Fokus auf wesentlicheEmissionsquellen zu legen und die Tiefe der Datenerhebung und Berichterstattung zu steuern.

Auch Scope-3-Kategorien mit geringem Einfluss müssen berücksichtigt werden – zumindest auf Schätzbasis(z. B. mittels spend-based-Methode), um Vollständigkeit, Transparenz undVergleichbarkeit sicherzustellen. Nur wenn eine Kategorie nachvollziehbar nachweislich irrelevant ist, kann sie mit Begründung ausgeschlossen werden. Besonders potenziell CO₂-intensive Bereiche sollten nie unbegründet ausgelassen werden.

Müssen Emissionen aus gemieteten Bürogebäuden unter Scope 2 oder Scope 3 berichtet werden?

Wenn das Unternehmen nicht selbst Vertragspartner für die Energieversorgung ist – also z. B. Strom oder Wärme über die Nebenkostenabrechnung vom Vermieter bezogen werden – zählen diese Emissionen zu Scope 3.8.

Nur wenn das Unternehmen selbst den Energievertrag abschließt, fällt der Energieverbrauch unter Scope 2.

Was ist der Unterschied zwischen dem Corporate Carbon Footprint (CCF) und dem Product Carbon Footprint (PCF)? Muss ein Unternehmen beides berechnen und müssen alle PCFs zusammen den CCF ergeben?

Der Corporate Carbon Footprint (CCF) bildet die Treibhausgasemissionen des gesamten Unternehmens ab – über alle Tätigkeiten,Standorte und Prozesse hinweg. Der Product Carbon Footprint (PCF) hingegen fokussiert sich auf die Emissionen eines einzelnen Produkts, über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg.

Beide Perspektiven greifen ineinander, beruhen aber auf unterschiedlichen Systemgrenzen und Fragestellungen. Der PCF kann Teile des CCF widerspiegeln (z. B.Materialverbrauch, Transport), jedoch deckt der CCF auch unternehmensweite Emissionen ab, die in keinem spezifischen Produkt enthalten sind – etwa ausVerwaltung, Geschäftsreisen oder IT-Infrastruktur. Daher ergibt die Summe aller PCFs nicht automatisch den CCF.

Der CCF ist z.B. nach CSRD/ESRS E1 verpflichtend, der PCF nicht. Ideal ist aber eine zentrale Datenbasis (z. B. Material-, Energie-, Logistikdaten), die sowohl für CCF als auch PCF verwendet werden kann.

Was bedeutet Scope 1, Scope 2 und Scope 3 beim CO2 Fußabdruck?
  1. Scope 1 Emissionen (Direkte Emissionen - Verbraucht): Direkte Emissionen aus Quellen, die ein Unternehmen besitzt oder kontrolliert, wie beispielsweise Kraftstoff, der in Firmenfahrzeugen verbrannt wird, und Heizöl, das in firmeneigenen Einrichtungen verwendet wird.
  2. Scope 2 Emissionen (Indirekte Emissionen - Gekauft): Indirekte Emissionen, die mit dem Kauf von Elektrizität, Dampf, Heizung und Kühlung verbunden sind. Diese Energie wird außerhalb des Unternehmens erzeugt, daher sind die Emissionen indirekt und nicht direkt vom Unternehmen steuerbar.
  3. Scope 3 Emissionen (Indirekte Emissionen - Verwendet): Alle anderen indirekten Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens auftreten, einschließlich der Aktivitäten stromaufwärts (Upstream) und stromabwärts (Downstream). Beispiele sind der Energieverbrauch zur Herstellung von Materialien, die an das Unternehmen geliefert werden, und Emissionen am Ende des Produktlebenszyklus.
  4. Komplexität der Emissionsberechnung: Scope 3 Emissionen sind am schwierigsten zu messen, da sie Aktivitäten umfassen, die nicht direkt vom Unternehmen kontrolliert werden. Sie bilden in der Regel den größten Teil der Emissionen eines Unternehmens, es sei denn, es besitzt bedeutende physische Vermögenswerte.
  5. Praktisches Beispiel: Ein T-Shirt-Hersteller würde direkte Emissionen aus dem Energieverbrauch in seinen eigenen Fabriken (Scope 1 und 2) einbeziehen. Scope 3 würde stromaufwärts Emissionen wie Energie für die Baumwollverarbeitung und Transport von Rohmaterialien sowie stromabwärts Emissionen wie den Zerfall von T-Shirts auf Deponien umfassen.

Was ist der Unterschied zwischen CO2-Neutralität und Net Zero (Netto Null)?
  1. Unterschiede zwischen CO2-Neutralität und Net Zero (Netto-Null): Obwohl oft synonym verwendet, unterscheiden sich CO2-Neutralität und Net Zero (Netto-Null) erheblich. Beide Konzepte befassen sich mit dem Ausgleich von Emissionen, unterscheiden sich jedoch in ihren Ansätzen und Anforderungen.
  2. Erklärung der CO2-Neutralität: Eine Organisation kann CO2-Neutralität erreichen, indem sie ihre Emissionen misst und Ausgleichszahlungen (Offsets) kauft, um diese auszugleichen. Dieser Ansatz erfordert keine tatsächliche Reduktion der eigenen Emissionen der Organisation, hilft aber, sofortige Umweltauswirkungen zu erzielen.
  3. Anforderungen für Netto-Null: Netto-Null, geregelt durch das Science-Based Targets Institute, verlangt signifikante Emissionsreduktionen in allen Bereichen (Scope 1, 2 und 3) um 90%, ohne sich auf Ausgleichszahlungen zu stützen. Der Fokus liegt auf greifbaren Maßnahmen wie der Nutzung erneuerbarer Energien, Energieeffizienzprojekten und Elektrifizierung.
  4. Ausrichtung auf globale Erwärmungsziele: Um Netto-Null zu erreichen, muss eine Organisation lang- und kurzfristige Ziele festlegen, die mit dem globalen 1,5-Grad-Erwärmungsszenario übereinstimmen. Diese Ausrichtung stellt sicher, dass die Ziele der Organisation zur umfassenderen Anstrengung beitragen, einen bewohnbaren Planeten zu erhalten.
  5. Verifizierung und Authentizität: Netto-Null erfordert eine externe Überprüfung von Zielen und Fortschritten, da es einem anerkannten Standard folgt. Dies ist wichtig, um Anschuldigungen des Greenwashings zu vermeiden und sicherzustellen, dass Klimaziele sinnvoll sind und nachhaltig zum Umweltschutz beitragen.

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